Dein Hund nimmt nicht zu? Wenn die Bauchspeicheldrüse schwächelt…

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Dein Hund frisst Unmengen und ist trotzdem viel zu dünn?

Dein Hund hat permanent Hunger, du gibst ihm Unmengen zu fressen und er nimmt trotzdem immer mehr ab.  Sein Gewichtsverlust ist besorgniserregend und du fragst dich zurecht, woher die Abmagerung kommen könnte.

 

Zuallererst hast du dir bestimmt Gedanken über seine Fütterung gemacht. Ist das Futter deines Hundes für ihn wirklich passend? Bekommt er ausreichend Proteine? Ist der Fettgehalt hoch genug? Braucht er eventuell Kohlenhydrate als zusätzliche Energiequelle?

Nun hast du an allen fütterungstechnischen Stellschrauben gedreht und es tut sich nichts. Im Gegenteil: Dein Hund wird immer dünner.

Und wenn’s die Bauchspeicheldrüse wäre?

Dann liegt die Vermutung nahe, dass dein Hund Schwierigkeiten hat, Nährstoffe gut zu verwerten. Die Verdauungsmechanismen greifen nicht so, wie sie es sollten.

Es kann einerseits daran liegen, dass die Futterbestandteile nicht ausreichend aufgespalten werden. Dieser Vorgang findet hauptsächlich im Dünndarm statt. Logischerweise wird die Aufnahme von Nährstoffen schwieriger, wenn sie vorab nicht ausreichend aufgeschlossen sind. Werden sie nicht „klein“ genug, kommen sie nicht nicht oder nur schwer durch die dünne Darmwand. Sie gelangen einfach nicht dorthin, wo sie gebraucht werden.

Da rein, da raus!

Das erklärt die Symptome, die dein Hund dann zeigt:

  • Er frisst viel und nicht trotzdem nicht zu (bzw. nimmt sogar ab) und
  • Er setzt sehr viel Kot ab, weil die Nahrungsbestandteile im Dünndarm nicht ausreichend aufgenommen werden. Stattdessen gelangen sie vom Dünndarm in den Dickdarm und werden anschließend mit dem Kot ausgeschieden.

Das sind häufigsten Symptome einer Bauchspeicheldrüseninsuffizienz. Sie sind für dich als Hundehalter leicht feststellbar. Dein Hund magert sehr schnell ab, obwohl er Heißhunger hat und oftmals sehr große Mengen frisst. Es bleibt buchstäblich „nichts drin.“ Der Kot wird in auffallend große Mengen abgesetzt. Er ist schaumig,  fettreich, pastös und hat eine helle, gelbe oder graue, an Lehm erinnernde Farbe. Der Geruch kann säuerlich sein.

 

Nicht selten befinden sich unverdaute Nahrungsbestandteile im Kot, insbesondere schwer verdauliche tierische Erzeugnisse wie Sehnen oder Gewebe.

 

Manche Hunde haben auch laute Darmgeräusche und Durchfall. Als Folge des ungenügenden Nährstoffaufnahmen verliert der Hund an Muskulatur. Vitamin- und Mineralstoffmängel machen sich durch das stumpfe Fell bemerkbar.

 

Liegt einmal die Vermutung nahe, dass dein Hund an einer Bauchspeicheldrüseninsuffizienz leidet, solltest du dies selbstverständlich von deinem Tierarzt abklären lassen. Denn nicht jeder Hund, auf den die beschriebenen Symptome zutreffen, ist daran erkrankt. Entzündliche Darmerkrankungen z.B. verursachen ähnliche Symptome.

Für die Diagnose wird insbesondere die trypsinähnliche Immunreaktikivität (TLI) im Blut gemessen.  Die Ergebnisse ermöglichen ein sehr gut gesicherte Diagnose bzw. einen gesicherten Ausschluss der Erkrankung.  Die Bestimmung der pankreatischen Elastase im Kot liefert ebenfalls zuverlässige Befunde.

 


Ist die Diagnose gesichert, trägt die Erkrankung deines Hundes einen Namen: Exokrine Pankreasinsuffizienz – abgekürzt EPI – oder auch chronische exokrine Bauchspeicheldrüseninsuffizienz. Diese eingeschränkte Funktion der Pankreas ist ganz klar von einer Pankreatitis (Entzündung der Bauchspeicheldrüse) zu trennen. Und was „exokrin“ heißt, erkläre ich dir gleich…

 


Laborwerte von A bis Z

 

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Ein Organ, vielfältige Funktionen

Wie immer, wenn es um gesundheitliche Fragen geht, ist der erste Schritt: Verstehen. Erst wenn du verstehst, was im Körper deines Hundes abläuft, wirst du auch nachvollziehen können, welche Maßnahmen richtig sind. Und auch warum.

Deshalb zeige ich dir kurz, auf welche lebenswichtigen Vorgänge die Bauchspeicheldrüse Einfluss nimmt.

 

In der Bauchspeicheldrüse finden verschiedene Prozesse statt, die komplett unterschiedliche Funktionskreise beeinflussen. Die Hauptaufgabe der Bauchspeicheldrüse besteht darin, Sekrete abzusondern und das sowohl nach innen als auch nach außen.

 

In einem kleinen Teil der Drüse wird das Insulin produziert, das für die Regulierung des Blutzuckerspiegels verantwortlich ist. Das Insulin gelangt von der Bauchspeicheldrüse direkt in die Blutbahn (endokrine Sekretion).

 

Auch der Pankreassaft wird in der Bauchspeicheldrüse produziert. Anders als das Insulin gelangt er nicht direkt in die Blutbahn, sondern wird in ein anderes Organ – also nach außen – abgegeben: in den Zwölffingerdarm (exokrine Sekretion).

 

Der Pankreassaft enthält verschiedene Enzyme. Das sind insbesondere

  • Proteasen für den Abbau von Proteinen,
  • Lipasen für die Fettspaltung sowie
  • die Amylase, die Zuckermolkülen spaltet.


Erst durch ihre Spaltung wird das Futter für den Organismus deines Hundes verwertbar. Wenn der Pankreassaft diese Enzyme nicht mehr enthält, können diese Nahrungsbestandteile nur ungenügend aufgespalten und anschließend verdaut bzw. aufgenommen werden. Das führt dazu, dass ein Hund, der an EPI erkrankt ist, gigantische Mengen fressen muss, um sein Gewicht annähernd halten zu können.

Gen- oder Fütterungsfehler?

Die häufigste Ursache für eine exokrine Pankreasinsuffizienz ist die Vererbung. Betroffen sind insbesondere Deutsche Schäferhunde.  Aber auch dauerhaft falsch zusammengesetzte Futterrationen, bzw. ein hoher Anteil an minderwertigen und schwerverdaulichen Futtermitten kann EPI als Folge haben. Bei manchen Hunden entsteht die Erkrankung nach einer akuten Infektion der Bauchspeicheldrüse (Pankreatitis). Weiter Ursachen sind hormonelle Störungen bzw. Hormontherapien.

Womit soll der Napf jetzt gefüllt werden?

Unabhängig von der Ursache braucht dein Hund jetzt unbedingt Hilfe bei der Verdauung seines Futters.

 

Eine chronische exokrine Pankreasinsuffizienz kann in vielen Fällen mit einer geeigneten Diät beherrscht werden, so dass viele Hunde trotz ihrer weitestgehend beschwerdenfrei bis ins hohe Alter leben können.

 

Bei der Zusammenstellung des Futters werden zwei Hauptziele verfolgt:  

 

  • Dein Hund bekommt vorrangig die Futtermittel, die sein Organismus noch gut verdauen kann,
  • Die fehlenden Enzyme werden substituiert. Diese Entscheidung sollte immer individiduell getroffen werden. Befindet sich dein Hund in der Anfangsphase und ist nicht unterernährt, sollten zuerst diätetische Maßnahmen alleine greifen. Werden Verdauungsenzyme zu früh eingesetzt, reduziert der Organismus die eigene Produktion bzw. stellt sie komplett ein.

 

In vielen Fällen ist die Fettverdauung durch die eingeschränkte Lipaseaktivität am stärksten beeinträchtigt. Auch die Zerlegung von Stärken (v.a. enthalten in Kartoffeln, Getreide, Pseudogetreide) ist erschwert, weil die Amylasen fehlen. Die Verdauung von Eiweiß ist weniger stark beeinträchtigt.

 

Es wird allgemein empfohlen, die Diät fettarm zu gestalten. Diese pauschale Aussage ist jedoch nicht für alle Hunde zutreffend. Die Diät sollte individuell angepasst werden, da sowohl das Ausmaß als auch die Art der Einschränkung der Enzymproduktion unterschiedlich ausfallen. Bei manchen Hunden ist die Lipaseaktivität noch ausreichend, so dass sie Fette gut verdauen können. Bei anderen werden ungenügend Amylasen produziert; in diesem Fall sollte auf Kohlenhydrate verzichtet bzw. die Menge reduziert werden.

 

Es ist also wichtig herauszufinden, welche Enzyme deinem Hund tatsächlich fehlen, um einen individuellen Fütterungsplan erstellen zu können. Dies kann man leider nicht mehr so gut feststellen, wenn Enzyme bereits zugefüttert werden.

 

Es hilft sehr, wenn du dich noch daran erinnern kannst, was dein Hund vor der Enzymsubstitution besonders schlecht vertragen hat. War es das Fett? Oder eher die Kohlenhydrate? Das sind gute Hinweise für die Gestaltung des zukünftigen Fütterungsplans.

 

Ab jetzt heißt es: Vorsichtig herantasten! Deshalb ist es so wichtig, dass du über die einzelnen Bestandteile der Fütterung selbst bestimmen kannst. So kannst du sie mengenmäßig so kombinieren, dass sie den speziellen Bedürfnissen deines Hundes entsprechen.

 

In jedem Fall müssen die Futtermittel hochwertig und leicht verdaulich sein. Die tägliche Ration sollte möglichst auf mehrere kleine Mahlzeiten verteilt werden, um den Verdauungskanal zu entlasten.

Geduld und Zuversicht

Bei einem an EPI erkrankten Hund braucht man etwas Geduld, um die beste Lösung in Bezug auf geeignete Futtermittel und -mengen aber auch hinsichtlich der Anzahl der Mahlzeiten und der Dosierung der Enzyme herauszufinden. Lasse dich nicht entmutigen, dein Hund wird es dir mit einem langen, erfüllten Leben danken! 


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Meine Name ist Anne Sasson. Ich bin Tierheilpraktikerin, Ernährungsberaterin und Dozentin. 

Mein Herzenswunsch?  Für immer mehr Hundegesundheit zu sorgen.
Meine Vision? Jeder Hund wird individuell behandelt und nach seinen ganz speziellen Bedürfnissen gefüttert.
Mein Weg? Es sind eigentlich zwei... Hunde sanft und nachhaltig behandeln und maßgeschneiderte Fütterungpläne für sie zusammenstellen. Und mein Wissen und meine Erfahrungen an andere Menschen im Tierberuf weiterzugeben. 

 
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