Wenn die Leberwerte deines Hundes aus der Reihe tanzen...

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Wenn die Leberwerte deines Hundes aus der Reihe tanzen

Was dir ALT, AST und alkalische Phosphatase über die Gesundheit deines Hundes verraten.

Wusstest du, dass die Leber deines Hundes ca. 1500 unterschiedliche Funktionen übernimmt? Deshalb ist es so wichtig, die Leberwerte deines Hundes gut zu verstehen. Sie sind bei fast jedem Laborbefund dabei. Dort verbergen sie sich hinter Abkürzungen wie ALT, AST oder y-GT. Was haben sie zu bedeuten und vor allem, was sagt dir das, wenn die Leberwerte aus der Reihe tanzen?

 

Ich habe eine gute Nachricht für dich: Die Leber hat eine sehr große Regenerationsfähigkeit. Sie kann sich also rasch erholen.

 

Da sie aber so viele verschiedene Aufgaben erfüllt übernimmt, reagiert die Leber schnell mit, wenn andere Organe im Organismus erkranken. Das bedeutet, dass die sog. Leberwerte nicht nur dann auffällig werden, wenn die Leber direkt betroffen ist. Sie können auch in die Höhe schießen, wenn mit der Leber an sich eigentlich alles in Ordnung ist. Erkrankungen wie zum Beispiel IBD (inflammatory bowel disease) oder Pankreatitis wirken sich auch negativ auf die Leber aus. In diesen Fällen zeigt die Leber eine reaktive aber reversible Veränderungen: Die Leber reagiert zwar erst mit, wird aber wieder ganz gesund, wenn die ursprüngliche Erkrankung erfolgreich behandelt wurde.

Ein wahres Multitalent

Wenn du an die Leber denkst, fällt die ganz bestimmt als erstes „Entgiftung“ ein. Es stimmt: Die Leber spielt eine ganz wichtige Rolle in allen Stoffwechselsprozessen. Und kann noch viel mehr…

 

Sie regelt insbesondere

  • Den Zuckerstoffwechsel: Sie speichert einfache Zucker in Form von Glykogen oder Stärke und wandelt sie in Gluckose um, wenn Energiebedarf besteht,
  • Den Fettstoffwechsel: Die entfernt die Lipiden aus dem Blut und speichert sie in Fettdepots. Wird Energie gebraucht, dann werden diese Depots wieder abgebaut,
  • Den Eiweißstoffwechsel. Die Aminosäuren, aus denen die Proteine bestehen, können im Organismus nicht gespeichert werden. Die überschüssigen Aminosäuren werden zunächst in Ammoniak und anschließen in Harnstoff umgewandelt, der dann über die Nieren ausgeschieden wird.

Die Leber produziert auch die Gallenflüssigkeit, die in der Gallenblase gespeichert wird. Während der Verdauung wird sie in den Zwölffingerdarm abgegeben. Die enthaltenen Gallensalze sind wichtig für die Fellverdauung.

 

Die Leber ist an der Bildung von roten Blutzellen (Erythrozyten) und am Abbau vom roten Blutfarbstoff (Hämoglobin) beteiligt.

 

Sie ist ein wichtiges Speicherorgan für Vitamine A, D und B12 sowie für Mineralstoffe wie Kalium, Kupfer oder Eisen.

 

Wahnsinn, wie hart ein so kleines Organ jeden Tag für deinen Hund arbeitet!


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Und was verraten dir die Leberwerte?

Die bekanntesten sind sicher die beiden Enzyme Alanin-Aminotranferase (ALT) und

Aspartat-Aminotransferase (AST).

 

Die Alanin-Amino-Transferase (ALT) ist vorwiegend in der Leber zu finden. Deshalb gilt dieser Wert als sehr leberspezifisch. Die  ALT-Bestimmung ist als Suchtest bei einem Verdacht auf Lebererkrankungen gut geignet, wenn die Patienten nur unklare Symptome haben.  Ist der Wert erhöht, lässt dies auf eine Schädigung der Leberzellen schließen.


Aber Vorsicht: Patienten mit schweren Lebererkrankungen können unauffällige ALT-Werte aufweisen! Man sagt, dass der Wert eine geringe Sensitivität hat. Das bedeutet, dass wir nicht jeden leberkranken Hund mit Hilfe des ALT-Wertes identifizieren.

 

Die Bestimmung der Alanin-Aminotransferase ermöglicht es auch nicht, zwischen den  verschiedenen Ursachen für die Lebererkrankung zu unterscheiden. Du kannst also nicht gleich wissen, ob dein Hund eine Leberentzündung, eine Stauungsleber, eine degenerative Lebererkrankung hat, oder ob die Lebererkrankung vielleicht von einer Herzproblematik kommt. Die Ursache für den erhöhten Wert kann genauso gut eine Magen-Darmerkrankung wie IBD, eine Pankreatitis, Viren, Vergiftung usw. sein.

 

Der andere sehr bekannte Leberwert ist die Aspartat-Amino-Transferase (AST).

Die AST ist zwar in der Leber zu finden, aber auch in der Muskulatur bzw. in der Herzmuskulatur. Eine AST-Erhöhung im Serum lässt zwar auch auf eine Leberschädigung schließen, der Wert ist aber weniger spezifisch als die ALT.

Für die Erkennung von Herz- und Muskelerkrankung benutzt man AST heute nicht mehr. Aber wenn z.B. die AST viel höher als die ALT ist, dann sollte man weiter in Richtung Muskelerkrankung schauen.

 

Dann gibt es noch die Alkalische Phosphatase, die auch üblicherweise zu den Leberwerten zählt. Die AP ist aber weniger spezifisch, und wenn sie auf eine Leberproblematik hindeutet, dann ist meist das Gallengangsystem im Spiel.

 

Das waren jetzt 3 wichtige Leberwerte, es gibt natürlich noch andere Parameter wie die γ-Glutamyltransferase(γ-GT), GLDH oder Bilirubin…


Besteht der Verdacht auf eine Erkrankung der Leber oder der Gallenwege, dann ist es absolut sinnvoll, spezielle Funktionstests durchführen zu lassen. Das sind zum Beispiel die Bestimmung der Gallensäurenkonzentration im Serum.

 

Und wie immer ist es sehr wichtig auf die Symptome deines Hundes zu achten. 


Ein guter Start!

 

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Wenn du diese Symptome bei deinem Hund feststellst, dann solltest du auch an die Möglichkeit einer Lebererkrankung denken:

 

  • Bauchschmerzen

  • Erbrechen

  • Durchfall

  • Fieber

  • Ikterus (gelbe Verfärbung der Schleimhäute)

  • Anämie

  • Anorexie/Gewichtsverlust

  • Juckreiz

  • Blut im Kot

  • Sehr helle Kotfarbe

 

Zum Schluss möchte ich – obwohl es in diesem Artikel um die Leberwerte geht – üeinen sog. Nierenwert erwähnen: Der Harnstoff! Erhöhte Harnstoff-Werte deuten auf eine Nierenerkrankung hin… (wenn auch nicht sehr zuverlässig). Aber niedrigen Werte sind ein Zeichen für eine Lebererkrankung. Harnstoff ist ein Abbauprodukt von Eiweißbausteinen: Wenn die Leber ihre Aufgaben im Proteinstoffwechsel nicht mehr richtig erfüllen kann, werden die Aminosäuren nicht mehr ausreichend abgebaut, weshalb die Harnstoffkonzentration im Blut sinkt.


Das zeigt, dass es nicht immer sinnvoll sind, einzelne Werte (nur) bestimmten Organen zuzuordnen. Das zeigt auch, wie wichtig ist, das gesamte Blutbild zu betrachten. Und natürlich auch deinen Hund und seine Symptom immer im Blick zu haben.

 


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Meine Name ist Anne Sasson. Ich bin Tierheilpraktikerin, Ernährungsberaterin und Dozentin. 

Mein Herzenswunsch?  Für immer mehr Hundegesundheit zu sorgen.
Meine Vision? Jeder Hund wird individuell behandelt und nach seinen ganz speziellen Bedürfnissen gefüttert.
Mein Weg? Es sind eigentlich zwei... Hunde sanft und nachhaltig behandeln und maßgeschneiderte Fütterungpläne für sie zusammenstellen. Und mein Wissen und meine Erfahrungen an andere Menschen im Tierberuf weiterzugeben. 

 
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