Ach du dicker Hund!

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Das moderne Leben geht an unseren Hunden nicht spurlos vorbei. So wie wir Menschen leiden auch sie immer öfter an Zivilisationskrankheiten. Dabei ist doch der größte Wunsch eines jeden Hundehalters, dass sein Hund ihn sehr lange begleitet. Also woran happert’s denn?

Neben Krebs, Diabetes, oder stressbedingten Magen-Darm-Beschwerden ist Übergewicht sicherlich eine der häufigsten Zivilisationskrankheiten bei Hunden. Eigentlich erstaunlich, denn jeder (ehrliche) Laie könnte sie einfach erkennen (siehe Kasten). Doch oft drücken Hundehalter bei ihrem zu dicken Hund sehr leicht beide Augen zu.

 

Das kann fatale Folgen haben. Denn eines ist ganz klar: Je übergewichtiger der Hund ist, desto kürzer ist seine Lebenserwartung (siehe Kasten). Und je länger er schon dick ist, umso schwieriger wird er es haben, mit Hilfe einer Diät wieder eine gesunde Figur zu erlangen. 


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Die Notbremse ganz früh ziehen

Übergewicht entsteht in zwei Phasen. In der ersten Phase wird der Hund schlicht überversorgt. Er bekommt also mehr zu fressen, als er benötigt und baut als Folge Fettreserven auf. Auch wenn die Hunde dann meistens träge sind oder es aufgrund der überflüssigen Pfunde werden, spricht man von „dynamischer Phase“. Damit ist gemeint, dass der Fettansatz immer noch stattfinden kann. Ab einem bestimmten Punkt ist es nicht mehr möglich.

 

Das ist dann die statische Phase. Oftmals haben die Hundehalter schon gemerkt, dass etwas passieren muss. Sie reduzieren das Futter und geben ihrem Hund eine für ihn normale Futtermenge. Sie hoffen, dass er auf diesem Wege bald wieder abnehmen wird. Leider machen sich jetzt die negativen Veränderungen im Stoffwechsel bemerkbar und der Hund nimmt stattdessen weiter zu. Das Übergewicht hat natürlich schon längst zur verminderten Aktivität geführt, was den Stoffwechsel ebenfalls negativ beeinflusst. Wer erst jetzt die Notbremse zieht, wird es schwer haben, neue Weichen für ein gesundes Hundeleben zu stellen. Problem erkannt: Was tun?

Einfach nur weniger füttern?

Das wird tatsächlich noch sehr oft empfohlen. “Lass deinen Hund ein bisschen fasten” oder “Füttere einfach weniger vom bisherigen Futter“ sind gut gemeinte Tipps, um das Übergewicht schnell und einfach in den Griff zu bekommen. In Wahrheit sind es gefährliche Ratschläge.

Nahrungsentzug kann definitiv keine Alternative zu einer vernünftigen Diät sein. Problematisch dabei ist, dass der zu dicke Hund nicht nur überflüssiges Fett verliert, sondern auch bis zu 25% seiner fettfreien Körpermasse. Das ist insbesondere die Muskulatur. Diese braucht er gerade ganz dringend, z.B. auch um sich während der Diät leichter bewegen zu können.

 

Weniger vom normalen Futter zu geben, führt dazu, dass die notwendigen Nährstoffe genauso reduziert werden wie die überflüssigen Dickmacher. Eine Unterversorgung ist auf diesem Wege fast schon vorprogrammiert.

 

Fakt ist, dass die meisten zu dicken Hunde deshalb übergewichtig sind, weil ihre Halter zu große Mengen oder falsch füttern. Meistens trifft sogar beides zu. Es ist also wichtig, die Mengen zu reduzieren, den Hund aber gleichzeitig mit allem Nötigen zu versorgen. Dazu auch noch einen auf ihn abgestimmten Bewegungsplan und der Hund wird langsam und gesund abnehmen, bis er sein Idealgewicht erreicht.

 

Der Schlüssel zum Erfolg ist definitiv der Hundehalter. Alles steht und fällt mit seiner Bereitschaft und seinem Durchhaltevermögen.

Woran erkennst du, dass dein Hund zu dick ist?

  • Die Tabellen mit Idealgewichtsspannen für eine bestimmte Rasse sind meistens zu ungenau und bieten keine zuverlässige Orientierung. Es gibt zierliche und stattliche Typen, beide können schlank oder auch übergewichtig sein.
  • Schaue deinen Hund genau an:
    Seine Taille sollte deutlich zu erkennen sein. Fotografiere ihn von oben, das hilft dir bei der Beurteilung.
    Es sollten sich keine Fettpölsterchen am Rutenansatz oder im Nacken abzeichnen.

  • Taste deinen Hund ab:
    Du sollst seine Rippen durch das Fell, das Gewebe und eine dünne Fettschicht deutlich spüren und sogar zählen können.

Faustregel: Wenn du bei deinem Hund die Taille nicht erkennen kannst, die Rippen nicht abtasten kannst und Fettpölsterchen entdeckst, dann liegt er bereits 15 bis 20% über seinem Idealgewicht.  


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Die Folgen von Übergewicht

  • Deutlich verkürzte Lebenserwartung!
  • Herzerkrankungen
  • Diabetes mellitus
  • Erkrankungen der Gelenke
  • Schwaches Immunsystem

Ein paar Zahlen

 

 Bei allen untersuchten HundenDavon waren übergewichtigDavon hatten Idealgewicht
Arthritis3%50%25%
Herzerkrankung0,3%40%26%
Diabetes mellitus0,3%55%26%

Quelle: Saito E K. Komorbiditäten von Übergewicht und Adipositas bei Hunden und KatzenVeterinary Focus 2014; 

 


Die Profi-Ecke

 

Helfe dem Hundehalter und sein Hund wird wieder schlank werden. Meine 5 Schritte:

  1. Schließe Erkrankungen aus bzw. berücksichtige sie bei der Diät.

  2. Finde die Fütterungsfehler

    ♦ Frage nach den aktuellen Fütterungsgewohnheiten und nach dem Fütterungsplan.
    ♦ Achte besonders auf die Menge und Kaloriengehalt der Leckerchen achten, da beides sehr oft von den Hundehaltern nicht richtig eingeschätzt wird.

  3. Baue Vertrauen auf

    ♦ Eine vertrauensvolle Beziehung wird dem Hundehalter eine große Hilfe sein. Er befindet sich in einer schwierigen Situation, da er oftmals selbst zu verantworten hat.
    ♦ Helfe ihm dabei, das Problem zu erkennen, ohne ihm Schuldgefühle zu vermitteln.
    Motiviere ihn, am Ball zu bleiben. Erkläre ihm ganz zu Beginn, dass der Weg möglicherweise lang sein wird.
    ♦ Verhindere unbedingt, dass er plötzlich übermotiviert ist und den Hund z.B. fasten lässt, um den Prozess zu beschleunigen. Der Hund sollte wöchentlich nicht mehr als 3% seines Gewichts abnehmen

  4. Erkenne psychologische Beweggründe

    ♦ Leckerchen, Zwischensnacks und zusätzliche Fütterung vom Tisch stehen oft für falsch verstandene Liebe und Zuneigung. Manche Halter versuchen auch auf diesem Weg die fehlende gemeinsame Zeit durch Futter zu kompensieren.
    ♦ Schlage ihnen Spiele oder Kuscheln als Belohnungsalternative vor.
    ♦ Sehr hilfreich kann eine Kalorientabelle der gängigen Leckerchen sein.

  5. Mit kleinen Schritten zum großen Ziel

    ♦ Strukturiere deine Fütterungspläne so, dass sie viele leicht zu erreichende Zwischenziele beinhalten. Halte diese Zwischenziele schriftlich fest und kommuniziere sie dem Hundehalter sehr deutlich. Er muss bei jedem Schritt fest davon überzeugt sein, dass er es schaffen kann.
    ♦ Arbeite eng mit dem Hundehalter zusammen und kontrolliere die Fortschritte wöchentlich.
    ♦ Zeichne eine wöchentliche Gewichtskurve, um die Fortschritte deutlich sichtbar zu machen.

 

Das Allerwichtigste: Zeige dem Hundehalter immer wieder auf, wie schön es sein wird, wenn sein Hund wieder mehr Spaß und Leben sowie eine deutlich höhere Lebenserwartung haben wird.



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Meine Name ist Anne Sasson. Ich bin Tierheilpraktikerin  & Ernährungsberaterin

Mein Herzenswunsch?  Für immer mehr Hundegesundheit zu sorgen.
Meine Vision? Jeder Hund wird individuell behandelt und nach seinen ganz speziellen Bedürfnissen gefüttert.
Mein Weg? Es sind eigentlich zwei... Hunde sanft und nachhaltig behandeln und maßgeschneiderte Fütterungpläne für sie zusammenstellen. Und mein Wissen und meine Erfahrungen an andere Menschen im Tierberuf weiterzugeben. 

 
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