Wie viel Protein für nierenkranke Hunde?

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Was ist denn eigentlich so schlimm am Protein?

Lange Jahre ist man davon ausgegangen, dass nierenkranke Hunde unbedingt so proteinarm wie nur möglich ernährt werden müssen. Und nicht nur das! Es hält sich hartnäckig das Gerücht, dass Protein Nierenerkrankungen begünstigt oder sogar verursacht. Warum also Protein reduzieren? Und vor allem in welchem Umfang?

Proteinreduktion: Ja? Nein? Ein klares Jein...

Tatsächlich kann es bei dem einem Hund richtig sein, proteinarm zu füttern, während es einem anderen sogar schaden könnte. Eine proteinreduzierte Fütterung ist dann sinnvoll, wenn dein Hund bereits Symptome der Nierenerkrankung zeigt. Das sind vor allem

  • Übelkeit
  • Gastro-intestinale Beschwerden
  • Apathie und Schwäche
  • Durst und vermehrter Urinabsatz

Diese Symptome werden dadurch verursacht, dass sich zu viel Harnstoff im Organismus befindet (es ist natürlich komplexer als das!). Harnstoff entsteht als Folge des Proteinstoffwechsels und wird normalerweise über die Nieren ausgeschieden. Sind die Nieren erkrankt, verbleibt der Harnstoff in zu großen Mengen im Körper. Um den Harnstoffspiegel zu senken und die Beschwerden zu bekämpfen, wird weniger Protein gefüttert.: So fallen weniger Stoffwechselprodukte an und es geht dem Hund besser. Eine proteinreduzierte Fütterung ist also eine Möglichkeit, die Beschwerden des Hundes zu lindern. 

Warum Strenge nicht immer der richtige Weg ist

Die Proteinreduktion sollte allerdings nicht zu stark ausfallen. Bei einer regelrecht proteinarmen Fütterung droht logischerweise ein Proteinmangel. Der führt zum Abbau von Muskeln und Gewebe, und schwächt den Hund noch zusätzlich.

 

Der Organismus verfügt über eigenes Eiweiß. Bekommt dein Hund zu wenig Protein über das Futter, wird er das körpereigene Protein verstoffwechseln, um die Unterversorgung durch die proteinarme Fütterung zu kompensieren. Die Harnstoffwerte werden sich nicht unbedingt verbessern, denn das Protein aus der eigenen Körpermasse muss ja ebenfalls abgebaut werden. Es fallen also auch wieder schädliche Stoffwechselprodukte an.

 

Und dir ist wahrscheinlich aufgefallen, dass herkömmliche proteinarme Diäten bei Hunden auf wenig Begeisterung stoßen. Wenn dein Hund bereits unter Appetitmangel leidet, wird er ein stark proteinreduzierte Diät bestimmt nicht gern fressen. 


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Alles nur Mathematik?

Ein vernünftiger Diätplan für einen chronisch nierenkranken Hund lässt sich nicht mit festen mathematischen Formeln rechnen. Hier geht es nicht darum, von vornherein drastische diätetische Maßnahmen zu ergreifen, in der Hoffnung dass der strengste Plan auch die besten Erfolge haben wird.

 

Die Fütterung muss ganz sorgfältig und individuell angepasst werden: Dein Hund soll soviel Protein bekommen, wie für ihn verträglich ist. Ab wann und wie streng reduziert werden soll, sollte also sehr individuell entschiedenen werden.

 

Kehren die Symptome (Erbrechen, Durchfall, Appetitverlust, Abgeschlagenheit) zurück, wird die Proteinmenge stufenweise reduziert. Diese Methode der ständigen Beobachtung und Anpassung ist natürlich nicht so bequem wie eine von vorneherein sehr strenge Reduktion, weil man sich immer wieder an die individuelle Toleranzgrenze des jeweiligen Hundes orientiert.

 

Diese Form der Diät entspricht jedoch viel mehr der artgerechten Fütterung des Hundes und wird i.d.R. -  im Gegensatz zu den herkömmlichen Fertigdiäten - auch gerne gefressen. So kannst du der Abmagerung und dem Muskelabbau entgegenwirken und deinem Hund eine gute Lebensqualität bieten.

Weniger, dafür aber hochwertig

Sehr wichtig ist, dass dein nierenkranker Hund hochwertiges Eiweiß bekommt. Hochwertig ist das, was ein Hund aufgrund der Beschaffenheit seines Verdauungsapparats am besten verdauen kann: Fleisch! Die Verdaulichkeit von frischem Fleisch beträgt 98%, im Vergleich liegt die Verdaulichkeit von Fleischmehl bei 90%, die von Sojaextraktionsschrot bei 84%. Eine hohe Eiweißqualität weisen auch Milchprodukte und Eier aus.

 
Die Eiweißreduktion geht nicht zwangsläufig mit einer fleischreduzierten Fütterung einher. Wird fettes Fleisch gefüttert, so kann die ursprüngliche Fleischmenge erhalten bleiben und die Versorgung mit Protein ist automatisch reduziert: Je fetter das Fleisch, umso weniger Protein enthält es.

 

Universitätskliniken schlagen deshalb gerne eine Schweinefleischdiät vor. Wenn man das fette Fleisch mit Milchprodukten und Eiern kombiniert und auch Kartoffeln und Gemüse zufüttert, lässt sich eine Nierendiät zusammenstellen, die immer noch ausreichend tierische Futtermittel enthält. 

 

Es geht  in erster Linie darum, deinem nierenkranken Hund auf lange Sicht die höchstmögliche Lebensqualität zu bieten. Hierzu lohnt es sich, seine Fütterung Schritt für Schritt auf seine individuellen Bedürfnisse abzustimmen. So kannst du einerseits seine Beschwerden lindern und ihm ein Futter anbieten, dass er weiterhin gut und gerne frisst.

 



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Meine Name ist Anne Sasson. Ich bin Tierheilpraktikerin, Ernährungsberaterin und Dozentin. 

Mein Herzenswunsch?  Für immer mehr Hundegesundheit zu sorgen.
Meine Vision? Jeder Hund wird individuell behandelt und nach seinen ganz speziellen Bedürfnissen gefüttert.
Mein Weg? Es sind eigentlich zwei... Hunde sanft und nachhaltig behandeln und maßgeschneiderte Fütterungpläne für sie zusammenstellen. Und mein Wissen und meine Erfahrungen an andere Menschen im Tierberuf weiterzugeben. 

 
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