Weiß oder rot? Welches Fleisch für die Hunde-Nierendiät?

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Ist weißes Fleisch besser als rotes?

Oder ist es umgekehrt? Spielt es vielleicht überhaupt gar keine Rolle? 
Wenn du dich mit nierenkranken Hunden beschäftigst, wirst du bestimmt schon gelesen oder gehört haben, dass sie lieber weißes Fleisch bekommen sollten. Im Umkehrschluss scheint es zu bedeuten, dass rotes Fleisch schlecht für die Nieren ist.

Stimmt das? Um diese Frage zu beantworten, ist es zunächst gut zu wissen, wo der Unterschied liegt.

Warum ist Fleisch weiß oder rot?

Die Färbung des Fleisches hängt davon ab, welchen Aktivitäten die Tiere – insbesondere bei der Nahrungssuche - nachgehen. Hühner zum Beispiel brauchen ihre Muskulatur, um kräftig aufflattern zu können, während andere Vögel eher lange Strecken fliegen müssen. Während manche Tiere gemütlich Grass fressen, müssen andere schnell starten können, um ihre Beute zu frangen.

Je schneller die Bewegung ist, desto weißer ist das Fleisch beim „Sprinter-Typ“. Der „Marathon-Typ“ wird eher rotes Fleisch haben.

Weil die Muskeln unterschiedlich reagieren müssen, unterscheiden sich auch die Muskelfasern, aus denen sie zusammengesetzt sind. Die einen nennen sich „fast twich-Fasern“: Sie ermöglichen eine sehr kräftige Kontraktion des Muskulatur, ermüden aber schnell. Die „slow twitch-Fasern“ hingegen erzeugen eine eher schwacher Kontraktion, sind dafür aber sehr ausdauernd.

Und wie kommt es zu der Farbe im Fleisch?

Das Fleisch wird durch Myoglobin gefärbt. Myoglobin ist ein Muskelprotein, das die Aufgabe übernimmt, Sauerstoff zu transportieren. Ob ein Muskel mit oder ohne Sauerstoff funktioniert, hängt auch den Muskelfasern ab.

Die slow twitch-Fasern brauchen für ihre Energieversorgung unbedingt Sauerstoff. Myoglobin kann Sauerstoff aus dem Hämoglobin „abholen“, ihn zu den Muskuln transportieren und dort abgeben. Je mehr Sauerstoff die Muskelfaser brauchen, um so intensiver wird die rote Färbung sein.

Fast twitch-Muskelfasern funktionieren anders und brauchen kein Sauerstoff. Deshalb befindet sich in dieser Fasern viel weniger Myoglobin und das Fleisch bleibt also hell.

Zwischen dunkelrotem und sehr hellem Fleisch gibt es verschiedene Schattierungen. Während der Unterschied zwischen Huhn- und Rindfleisch klar ist, sind Enten- oder Schweinefleisch nicht so leicht einzusortieren. Die Muskelfasern des Schweines sind eine Art Mischung aus beiden Fasertypen.  

Allgemein werden Rind, Kalb, Schwein, Lamm, Ziege, Pferd, Kaninchen und Wild als rotes Fleisch bezeichnet. Geflügel (auch Wildgeflügelt) zählt zum weißen Fleisch. 


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Warum wird rotes Fleisch verpönt?

Nun ist der Unterschied zwischen weißem und rotem Fleisch klar. Doch hat die Färbung einen Einfluss auf die Nierentätigkeit? Oder ist das eine oder andere besser für eine Nierendiät geeignet?

 

Wenn es um die Frage geht, welches von beiden  - rot oder weiß – „schlechter“ sei, dann ist meistens rotes Fleisch gemeint.

Rotes Fleisch steht in dem Verdacht, möglicherweise an der Entstehung von Darmkrebs beteiligt zu sein. Sollte es tatsächlich bei Menschen der Fall sein, ist nicht klar, ob dies auch für Hunde stimmt. Darüber hinaus lässt sich daraus keinen Zusammenhang zu den Nieren erstellen.

Phosphor, Protein und Fett

Die wichtigsten Kriterien bei der Auswahl des Fleisches in einer Nierendiät sind der Phosphor-, Protein- und Fettgehalt.

Und da ist es nicht möglich, weißes oder rotes Fleisch zu favorisieren oder auszuschließen. Bezüglich der Nährwerte liegen die größten Unterschiede zwischen den verschiedenen Fleischstücken, nicht zwischen den Fleischsorten.

Hühnerbrust mit Haut hat zum Beispiel sechs mal mehr Fett als Hühnerbrust ohne Haut. Mageres Schweinefleisch kann genauso wenig Fett haben wie Putenfleisch. Du siehst, pauschale Aussagen sind – wie so oft – nicht möglich.

Ähnlich verhält es sich mit dem Phosphor- und Proteingehalt. Fetteres Fleisch wird tendenziell phosphor- und proteinärmer sein als mageres Fleisch. Und auch hier ist man gut beraten, nicht einfach eine Fleischsorte zu bevorzugen, in der Annahme sie sei grundsätzlich „protein-, phosphor- oder fettarm“. Der Vergleich zwischen den Fleischstücken ist der einzige Weg, um eine individuelle Auswahl für eine Nierendiät zu treffen.

Abwechslung ist Trumpf

Im Fleisch sind viele wichtige Nährstoffe enthalten. Der Nährstoffgehalt hängt sowohl von der Fleischsorte als von den Fleischstücken ab. Während die Leber sehr nährstoffreich ist, bringt Bindegewebe kaum nährwert mit sich.

Im roten Fleisch sind mehr Mineralstoffe (insbesondere Eisen und Zink) und Vitamine enthalen als im weißen Fleisch. Schweinefleisch hat einen hohen Vitamin B1- und B6-Gehalt, während Rindfleisch der beste Eisen-, Zink- und Vitamin-B12-Lieferant ist.

 

Unterm Strich ist der Unterschied zwischen weißem und rotem Fleisch unbedeutend, wenn es um die Zusammenstellung einer Nierendiät geht. Wichtig ist, die Fleischsorten- und Stücke so auszuwählen, dass der Fütterungsplan individuell richtig angepasst ist. Und wenn es möglich ist, ist es sinnvoll, weißes und rotes Fleisch optimal zu kombinieren.



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Meine Name ist Anne Sasson. Ich bin Tierheilpraktikerin, Ernährungsberaterin und Dozentin. 

Mein Herzenswunsch?  Für immer mehr Hundegesundheit zu sorgen.
Meine Vision? Jeder Hund wird individuell behandelt und nach seinen ganz speziellen Bedürfnissen gefüttert.
Mein Weg? Es sind eigentlich zwei... Hunde sanft und nachhaltig behandeln und maßgeschneiderte Fütterungpläne für sie zusammenstellen. Und mein Wissen und meine Erfahrungen an andere Menschen im Tierberuf weiterzugeben. 

 
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